Ein Rezept fürs Glück? Die Antwort ist einfach – Abhärtung! Beweis? Das „Glücksquartett“ – vier Hormone (Dopamin, Oxytocin, Serotonin und vor allem Endorphine), die der Körper bei sportlicher Betätigung ausschüttet und die zu einem Gefühl der Freude oder gar Euphorie führen. Ist doch sonnenklar! Aber warte, warte! Zügle deinen Enthusiasmus, renn noch nicht den Badeanzug und das Handtuch holen! Lies erst einmal zu Ende.
Die „Strandsaison“ der Winterschwimmer dauert in unseren geografischen Breiten bei Freiwassertemperaturen (weniger als 12°C) von Anfang Oktober bis etwa Mitte Mai, also fast acht Monate. Was fantastisch ist, denn das Abhärten macht richtig süchtig und stell dir etwa vor, du müsstest damit aufhören, noch bevor du so richtig durchstarten konntest! Die “süchtigen” Winterschwimmer der Sportklubs in Dobšiná, Forellen des Slowakischen Paradieses, Eisschwäne aus Čaňa, Kaschauer Robben, Šírava-Biber und Gemerer Eisbrecher könnten dir davon berichten! Während der Saison treffen sie sich zwei- bis dreimal die Woche, um gewappnet mit Äxten, Sägen, Badeanzügen, Neoprenschuhen, Mützen, Handtüchern, heißem Tee und vor allem mit Entschlossenheit und bester Laune gemeinsam das Eis zu brechen, im eisigen Wasser zwischen Eisschollen und Eisscherben zu waten, und sich am äußersten Rand der Welt zu erfrischen: in Palcmanská Maša und im Durchbruchstal von Hornád im Slowakischen Paradies, im Indianersee nahe Rožňava, am Fluss Slaná, im See Úhorná, im Teich von Betliar, weiter in Zemplínska Šírava, in den Seen von Čaňa, aber auch direkt in der Metropole des Ostens, im Stadtteil Nad Jazerom. Die unglaublichsten Erlebnisse voller Adrenalin und Endorphine, die auch du von nun an mit ihnen teilen kannst, haben sie vom Nikolaus-Fasching im Wasser, von den Weihnachtspartys zwischen Eisschollen, Abschieden vom alten Jahr in der Dunkelheit der Wälder, beleuchtet nur vom weißen Schnee und Eis, von Wassertänzen zum Valentinstag im eigenhändig freigehackten Wellness-Bad, aber auch von Wochenendtreffen und regelmäßigen Nachmittagsschwimmen, die in Eis getaucht sind und sich in angenehm frostigem Wasser auflösen. So, du bist fertig mit dem Lesen, pack jetzt schnell alles Notwendige, ruf jemanden aus dem Winterschwimmer-Zoo an, verabrede dich und lauf dahin. Oder – wenn du ein einsamer Wolf bist – dann auch alleine! Und vor allem – mach dich auf eine solche Dosis Endorphin-Glück gefasst, wie du sie noch nie zuvor erlebt hast!
1. Sich am RAND DER WELT abkühlen
ŠK Dobšiná – Begeisterte aus dem Paradies, Palcmanská Maša
Sich in eine warme Decke hüllen, Thermosocken anziehen und auf der Couch faulenzend heißen Tee mit Honig schlürfen – dass das definitiv nicht deine Vorstellung von Winteridylle ist? Würdest du lieber ganz anders “chillen”, so richtig buchstäblich? Großartig! Temperaturtechnisch haben wir nämlich genau das passende Gegenteil für dich! Erfrisch dich in Palcmanská Maša – dem kältesten und höchstgelegenen Stausee der Slowakei (fast 800 m über dem Meeresspiegel), ganz am Rand der Welt, direkt im Paradies! Genauer am südöstlichen Rand des Nationalparks Slowakisches Paradies. Das Wasser in Palcmanská Maša ist erfrischend und wunderbar sauber. Der Grund dafür ist, dass der Fluss Hnilec – lass dich von seinem unattraktiv klingenden Namen nicht täuschen, es ist nur ein Täuschungsmanöver (slow. hnilý bedeutet faulig) -, der den Stausee speist, entspringt nur wenige Kilometer entfernt am Fuße des Bergs Kráľova hoľa und schlängelt sich durch jungfräuliche Natur bis zum Staudamm. Kannst du dir dann diese märchenhaft kristallklare Eisdecke vorstellen, durch die hindurch du im Maša-See im Winter bis hinein in seine Seele blicken kannst?
Zögere also nicht und geh, allein oder mit anderen Enthusiasten von ŠK Dobšiná – eine Mütze auf den Kopf, Neoprenpantoffeln an die Füße, alles andere außer deinem Badeanzug aus und ab bis zum Hals ins Wasser! Und wenn es draußen gerade frostklirrend ist, und du dich zum Wasser „vorarbeiten“ musst, lass dich nicht entmutigen! Im Gegenteil, sei tapfer und hacke dir vorher dein eigenes „Schwimmbad“ im Eis frei. Die Endorphine, die dich mit einem Siegesgefühl überfluten, wenn du nach einigen Minuten aus dem Wasser steigst, sind es wert!
2. Zwischen Eisschollen schwimmen
Forellen des Slowakischen Paradieses, Durchbruchstal von Hornád
Bachforelle, Regenbogenforelle, zähe Forelle. Sie alle leben in den Gewässern des Flusses Hornád. Die letzte, zähe Forelle, hat sogar einen besonderen Lieblingsost – die Grüne Brücke in der magischen und unzugänglich anmutenden Schlucht des Durchbruchstals des Flusses Hornád im Slowakischen Paradies. Um nicht weiter zu mystifizieren: Die zähen Forellen des Slowakischen Paradieses sind Begeisterte fürs Eintauchen in die kalten, ja sogar eisigen Gewässer des Hornáds. Im kalten Wasser fühlen sich die Zipser Forellen, nun, eben wie Fische im Wasser! Es gibt mehrere Dutzend von ihnen und sie freuen sich, auch andere, wenn auch nur “gelegentliche” Enthusiasten in deren Kreisen zu begrüßen, wie vielleicht etwa auch dich. Womöglich musst du deine Komfortzone für eine Weile verlassen, aber ansonsten keine Sorge! Es handelt sich um keinen Extremsport. Es ist ein Triumph des Willens über den Körper! Vertraue deinen Körper der kalten Umarmung des fließenden Hornáds an! Wenn du keine körperliche Konstitution eines Gewichthebers hast, wirst du wahrscheinlich schon nach ein paar Minuten das Zittern und Zähneklappern nicht vermeiden können, aber dieses Gefühl, wenn jede Zelle in deinem Körper vibriert und schreit: “Ich habe es geschafft!” Ich habe es geschafft! Ich habe es geschafft!”…! Es ist keine Schande, auch nach nur einer Minute aus dem Wasser zu steigen. Im Gegenteil, wenn der gesunde Menschenverstand es befiehlt, dann muss ihm gehorcht werden. Handtuch, sanfte Bewegung zum Aufwärmen, warmer Tee und du bist „im Trockenen“. Dass es zu wenig Adrenalin war? Dann zurück ins Wasser, diesmal direkt zwischen Eisschollen und Eisscherben hindurch. Wenn du gerade eine Forelle aus dem Paradies zur Hand hast, lass dich von ihr belehren, wie man es richtig angeht. Sich durch Eisschollen zu zwängen kann zwar abenteuerlich sein und deine Freunde werden dich morgen beim Kaffeeklatsch bestimmt um dieses Erlebnis beneiden, man kann aber nie vorsichtig genug sein.
3. Die Axt ins Eis hauen
Eisschwäne, See von Čaňa und Kaschauer Robben, Nad Jazerom, Košice
Schwanensee und Eisschwäne haben nur sehr wenig gemeinsam. Wohl nur das Wort “Schwäne”. Das Ballett Schwanensee ist die Verkörperung von Erhabenheit, Leichtigkeit, Zärtlichkeit und Magie, während die Eisschwäne, ein Klub der Winterschwimmer, für Entschlossenheit, Kraft, Spontanität – und Achtung – auch für Selbstdisziplin stehen! Und im Finale auch für ein triumphales Gefühl! Auch deshalb tauchen die Eisschwäne aus Košice in keinen ruhigen azurblauen Schwanensee ein, sondern in die kalten Gewässer der Seen in Čaňa nahe Košice. Schließlich sind sie keine empfindlichen Sensibelchen, sondern harte Kerle! In der Metropole des Ostens treffen sich auch die Kaschauer Robben jeden Samstag von November bis März in der Erholungsanlage der Wohnsiedlung Nad Jazerom. Wind oder Windstille, Regen oder kein Regen, Schnee oder kein Schnee, Tag oder Nacht – kein Wetter und keine Tageszeit vermag die Eisschwäne von Čaňa oder die Kaschauer Robben abzuschrecken. Ohnehin genießen sie solche Tage am meisten, wenn die Seen zugefroren sind und sie ihre Äxte und Sägen zücken können. Also, traust du es dir auch zu? Schließt du dich auch an? Du musst dir keine Sorgen um anfängliche Peinlichkeiten machen. Niemand erwartet, dass du schon beim ersten Eintauchen ein harter Kerl wirst. Auch die Schwäne und Robben brauchten so manche Saison, bis ihre Gänsehaut dicker wurde. Also los geht´s – Badeanzug, Handtuch, Mütze für den Kopf und etwas pooltaugliches für die Füße, damit man sich an den Felsen nicht verletzt. Und heißen Tee. Das ist die vollständige Liste von allem, was du zum Abhärten benötigst. Nachdem du aus dem Wasser gestiegen bist, durchflutet dich das Glückshormon so heftig, dass du gar nicht mehr daran denkst, dich anzuziehen.
4. Den Mut des Abgehärteten finden
Die Gemerer EisBrecher, Indianersee, Teich Betliar, Palcmanská Maša, See Úhorná, Fluss Slaná
Den Gemerer EisBrecherInnen mangelt es definitiv nicht an Mut, neue Orte zum Abhärten zu entdecken. Unentwegt bahnen sie sich ihren Weg zwischen den Eisschollen von Flüssen, Seen und Teichen. Ihre eroberten Gebiete sind: der Fluss Slaná, der durch drei Gemerer Bezirke fließt, der Indianersee, ein abgeschnittener Nebenarm des Flusses Slaná in Rožňava, der magische Stausee Palcmanská Maša im Slowakischen Paradies sowie der See Úhorná im Gebirge Volovské vrchy – eines der ältesten Wasserbauwerke in der Ostslowakei, das im 18. Jahrhundert aus Bruchsteinen am Bach Smolník als Wasserreservoir für Bergbaugeräte errichtet wurde. Natürlich darf man auch Betliar nicht vergessen! Obwohl das wichtigste Kulturdenkmal in Betliar das Schloss mit seinem Park voller seltener Baumarten ist, birgt der Park auch ein weiteres Juwel – einen malerischen See, der einst zum Bootfahren genutzt wurde und heute ein ruhiger Ort ist, der nicht nur reichlich Entspannung, sondern auch gesunde Abhärtung garantiert! An all diesen Orten und auch anderswo tauchen und schwimmen die robusten Gemerer EisBrecher freudevoll und werben für Regelmäßigkeit, Kontinuität, Angemessenheit plus Freundschaft. Wie findest du diese Abhärte-Kombi? Wie wäre es, zusammen mit ihnen deine eigenen Grenzen auszutesten? Fass deinen Mut zusammen, suche dir einen Partner, nimm alles Notwendige mit, wähl einen Ort aus, geh dorthin und dann nur noch hinein ins Wasser und in das Endorphin-Erlebnis eintauchen.
5. Mindestens 3 Minuten ausharren
Biber von Šírava, Zemplínska šírava
Am Strand von Šírava wimmelt es nur so von Bibern! Nein, wir meinen nicht die tierischen Baumeister, die an weichen Holzarten am Ufer nagen und daraus ihre Dämme bauen. Auch wenn man diese dort sicherlich auch finden würde. Wir möchten dir stattdessen andere Biber vorstellen – die Biber von Šírava (slow. Šíravské bobry) – den Klub der Sempliner Winterschwimmer. Sie sind schüchterne Wesen. Zu viele Menschen stören sie. Und (nicht nur) deshalb pfeifen die Biber von Šírava auf die sommerliche Strandsaison. Sie ist ihnen zu heiß und zu laut. Am liebsten genießen sie das Wasser des slowakischen „Meeres“ und die Aussicht auf den majestätischen Vihorlat in der Zeit zwischen Herbst und Frühling, und insbesondere im Winter. Machst du mit? In der Einheit liegt nicht nur die Stärke, wie ein altes Sprichwort sagt, sondern vor allem jede Menge Spaß, Lachen und sogar Singen – und das ist keine abgedroschene Phrase mehr! Die Biber von Šírava werden dich sicherlich gerne in die Geheimnisse und Rituale des Abhärtens einweihen. Hast du einen Badeanzug, eine Mütze und Neoprenschuhe an? Ein Hurra und in die Wellen von Šírava! Anfangs gewinnt das kalte Wasser Oberhand über dich – es zwängt dich wie ein Metallreifen in seine eisigen Arme ein. Aber du gibst nicht auf! Die Kräfte sind ausgeglichen. Nach einer kurzen Weile versöhnt ihr euch wie zwei starke Krieger und Symbiose und Harmonie stellen sich ein. Pass jedoch auf die Verführerin auf, lass dich nicht in ihren Bann ziehen! Wenn Zähneklappern und Zittern einsetzen, schnell raus aus dem Wasser und direkt ans Ufer! Die maximale Ausdauer im Wasser mit einer Temperatur von 0-2°C liegt bei 20-22 Minuten, aber dennoch, du möchtest am Ende sicherlich nicht aus dem Wasser gezogen werden! Wichtig ist, dass dir das Abhärten Spaß bereitet, ob du nun im Wasser stehst, herumtollst, planschst oder eine bis zehn Minuten lang schwimmst. Dann stellt sich das unbeschreibliche Gefühl der Euphorie ein und du wirst dir selbst beteuern, sich dieses Erlebnis auf jeden Fall immer wieder und wieder zu gönnen. Und danach noch einmal!