Hast du schon einmal einen botanischen Garten oder ein Arboretum besucht? Ich verstehe, nicht überall findet man sie. Es sind perfekte Oasen der Ruhe, voller Grün, wo sich dein Körper und deine Seele erholen können. Aber es gibt auch noch andere Ecken. Sümpfe, Ufer, Feldgehölze, Haine, Raine, Oasen nahe an Quellen, Wälder, Wiesen, Steinbrüche, Moraste… Es ist schön, sich solche grünen Oasen anzusehen und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Die Kreativität kommt von selbst. Vor allem in dem Moment, in dem man den Auslöser betätigt. Oder zumindest das Handy. Sobald es so richtig losgeht, fängt der Spaß an und die Zeit verfliegt wie die Kilometerschilder auf der Autobahn. Am Ende ist deine Speicherkarte voller Grün, dein Kopf voller Blumen, deine Lungen voller Sauerstoff, deine Nase voller feuchter Luft und dein Kopf voller Erregung.
Grüne Oasen gibt es überall, es braucht nur ein wenig Achtsamkeit und Fantasie. Und Mut. Schließlich findet man eine grüne Insel häufig ganz in der Nähe von Wohnblöcken oder einer belebten Stadtstraße. Oder in einem vernachlässigten Park (was jedoch nicht heißt, dass es in einem gepflegten Park sowas nicht gibt).
Das Prinzip sind interessante Ecken und Winkel und die Bereitschaft, die Kamera kreativ einzusetzen. Ein Instapic ist heute „in“, aber auch die Klassiker dürfen nicht in den Müll geworfen werden, erst recht nicht, wenn man sie in einer grünen Oase entwickelt und mit einem guten Gefühl fixiert. Sie bleiben länger, obwohl sie etwas mehr weh tun. Es liegt an dir, was du wählst, was in deinem internen oder externen Speicher gesichert bleibt.
1. Selfie einer Vegetarierin mit einem „Fleischfresser“
Botanischer Garten UPJŠ Košice
Im Gewächshaus war es ganz schön heiß und schwül. Wie im Klassenzimmer während der Abi-Prüfung. Auch das ist ein Gefühl, das dich im Botanischen Garten für einen Moment verblüffen kann. Das Ziel ist jedoch klar, sich am Boden oder zumindest im Garten einen Schnappschuss zu ergattern. Im Gewächshaus mit bunten wie grünen Pflanzen bietet es sich geradezu an. Such jedoch nach denjenigen, aus deren Blüte ein Kotelett heraushängt, wie die Zunge eines Hungernden. Die fleischfressende Pflanze ist schon seit ihrer Kindheit cool. Sie zieht Menschenmassen und lange Schlangen neugieriger Menschen an. Was für ein Paradox, wenn man als echter Vegetarier und Pflanzenliebhaber vor dieser hungrigen Pflanze steht, die noch nicht zu Abend gegessen hat. Du drückst auf den Auslöser und weißt sofort, dass es ein Schuss vor allem für deine Freunde sein wird. Einfach nur eine Augenweide. Bleib jedoch nicht nur bei diesem Fleischfresser, sieh dir auch andere Ecken an: Palmen, Bananen, Seerosen, Orangen, Bambusse, Kakteen mit den schönsten Blüten … Was das Herz begehrt, doch Vorsicht, es bleibt bei der Augenweide. Iss dir deshalb lieber einen Hot Dog oder lade den Akku deiner Kamera auf. Das ist wesentlich günstiger.
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2. Einen 200-jährigen Baum umarmen
Mammutbaum und Klostergärten in Jasov
Hast du schon einmal ein lebendes Mammut gesehen? Nein? Gut, wir zeigen dir einen am Rand der Welt, in Jasov. Jetzt möchtest du bestimmt deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen und raten, welcher der Knochen in der Höhle einem Mammut gehörte? Keiner, wohl nur einem Höhlenbären. Dann also wo genau? Du weißt es nicht? Nun, es steht direkt vor dem Kloster des Prämonstratenserordens in Jasov. Es handelt sich aber nicht um den vierbeinigen Vorfahren des Elefanten, sondern um einen einbeinigen, mit Rinde bedeckten Giganten aus der Familie der Bäume. Kurz gesagt, ein Riesenmammutbaum. Er ragt hoch über die Dächer des Klosters hinaus, obwohl es sich eigentlich um einen relativ jungen Baum handelt. Zumindest für die Verhältnisse dieser Baumart. Seine Kollegen aus den amerikanischen Nationalparks sind auch mehrere tausend Jahre alt, der Baum in Jasov lediglich 200. Natürlich nur ungefähr. Es ist ein Mammutrekord im Hinblick auf die Lebensdauer von Bäumen, und einen davon kannst du im Ziergarten des Klosters von Jasov umarmen. Nach Ansicht der Botaniker könnte der Baum in unserer Region bis zu 30 Meter hoch werden, während in Kalifornien bei dem höchsten fast 150 Meter gemessen wurden.
Komm und miss dich mit dem Megabaum, umarme seinen breiten Stamm, schmieg dich an seine dicke, aber faserige Baumrinde im rötlichen Braun. Atme dich satt an der blaugrünen Nadelfarbe dieses exotischen Gehölzes. Hast du ihn bereits? Auch auf einem externen Speicher? Hast du den 200 Jahre alten Baum umarmt und hast du auch eine Aufnahme davon? Also gut, dann beeil dich, dein Insta-Foto aufs Display oder Papier zu bringen.
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3. Nass werden im höchsten künstlichen Wasserfall
Englischer Park, Betliar
Er ist ein künstlerisches Juwel und wächst dabei aus dem Boden. Er blickt auf dich von unten, von der Seite und sogar von oben. Der Naturpark mit einer Fläche von 57 Hektar gehört zum Gelände des Schlosses Betliar. Er besteht aus seltenen Gehölzen, Pflanzen, künstlerischen Darbietungen wie auch verschiedenen Gebäuden und Elementen kleiner Parkarchitektur oder der Bildhauerkunst. Der Schlosspark ist 230 Jahre alt und wurde von einem französischen Landschaftsarchitekten des Empire-Stils angelegt. Sein Wahrzeichen ist der Römische Wasserfall aus dem Jahr 1823 in Form einer Ruine eines antiken Aquädukts. Er wurde 2016 restauriert und ist mit seiner Höhe von 9 Metern der höchste künstliche Wasserfall in der Slowakei. Lust auf eine Dusche? Solches Benehmen ist eines Lords in einem englischen Park nicht würdig und war in der Vergangenheit auch gar nicht zulässig. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ließ Graf Andrássy das Becken unterhalb des Wasserfalls mit einem hohen Käfig umzäunen und baute es in eine Menagerie um, in der er Eisbären züchtete. Es war weltweit die erste Zucht dieser weißen Raubtiere.
Heute wird dir zwar kein Insta-Schnappschuss mit den weißen Tatzen mehr gelingen, aber du wirst auch nicht ins Leere beißen. Die wunderschönen grünen Ecken des weitläufigen Parks ermöglichen es dir, dem blauen Planeten für eine Weile zu entfliehen. Denk daher noch an deinen CO2-Fußabdruck, damit man dich in der Stille überhaupt noch findet.
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4. Verlaufe dich wie @adriazia
Park am Mausoleum in Trebišov
In Trebišov kann man sich nicht verlaufen. Du kannst dich noch so sehr ärgern, auf der langen Straße verläufst du dich nicht. Verlieren kannst du dich jedoch in einem einzigartigen Park hinter dem hiesigen Schloss. Du betrittst eine Welt dessen, was Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft, Wasser und Land, Salziges und Süßes miteinander verbindet.
Im historischen Park, der zu den größten und wertvollsten Parkanlagen Mitteleuropas zählt, findest du eine Sternwarte, den alten Keller einer Wasserburg, Fundamente einer romanischen Kirche wie auch eine Jugendstil-Synagoge. Am Ufer eines kleinen Sees steht das Mausoleum des Grafen Andrássy – und zugleich der Geist seiner Untreue (angeblich mit der Kaiserin Sissi). Über allem thront ein Herrenhaus mit einem bemerkenswerten Museum. Der Park besteht aus 62 Hektar grüner Oase mit 20 Nadelbaum-, 40 Laubbaum- und 20 Straucharten. Versuch nun, sich in diesem Urwald nicht zu verirren. Spann dir einen Faden und lass dich auf dem Rückweg treiben, in deiner Kamera verbleibt ein Faden @adriazia, als eine bunte Erinnerung an die Oase der Schönheit.
Ende des 19. Jahrhunderts galt der Park noch als der schönste in ganz Ungarn und wuchs auf der Grundlage eines Auenwaldes auf. Wähl einen Ort für ein Selfie aus, wenn du jedoch grün bist, dann suchst du dir die wertvollsten Bäume und Sträucher aus. Übertrage in dein Notizbuch sowie auf deine Speicherkarte die Form des Japanischen Schnurbaums, des Chinesischen oder des Virginischen Wacholders. In den letzten Jahren war hier eine Flut von tiefgrünem Bärlauch im Frühling eine Weide für Augen, Nase und Geschmacksknospen. Und wenn du auch das Museum besuchst, bleiben deine Augen an der französischen Gartenarchitektur haften.
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5. Lauter als ein Löwe im Zoo brüllen
ZOO Spišská Nová Ves + ZOO Košice
Du brauchst nicht weit zu reisen, um Exotik zu erleben. Ein Stück Afrika, Asien oder Amerika bieten auch Zoos an. In jedem gibt es ein Geheule und Gewimmel wie im Bienenstock. Und wenn du, gefolgt von deiner Suite, dort ankommst, brüllst du garantiert lauter als ein Löwe auf. Übrigens gibt es auch noch andere Stars als nur den König der Löwen. Im Zoo Košice gibt es gleich mehrere seltene Arten, die die Besucher sonst nirgendwo in der Slowakei beobachten können. Insgesamt jedoch fast 300 Tierarten aus aller Welt. Klassiker sind seit Jahren Robben, Pandas und Pinguine. Neu hinzugekommen sind die einjährigen Bären Máša und Filip. Der absolute Star ist der Chinesische Leopard mit seiner Gefährtin. Diese Art kehrte nach 30 Jahren in den Zoo Košice zurück.
In der Zips ist der Affenpavillon, das Känguru, der kommunikative Hausesel, seltene Vögel und das zweihöckrige Kamel am attraktivsten. Auch hier kannst du nach Belieben brüllen, besonders wenn du nach der Besichtigung der Affen selbst das hiesige Monkeyland besuchst.
Mehr Informationen ueber den ZOO Spišská Nová Ves tu und ZOO Košice tu.
6. Mogli spielen
Vihorlat-Urwald
Hast du Moglis Abenteuer im Dschungel auch mit Spannung verfolgt? Es ist gar nicht so lange her, dass am Rande der Welt, d.h. im Osten der Slowakei, der Vihorlat-Urwald entdeckt wurde. Diese Bäume befinden sich auf dem Gebiet des Vihorlatgebirges, und zusammen mit drei weiteren Urwäldern in der Ostslowakei, weiteren sechs in der Ukraine und fünf Wäldern in Deutschland sind sie Teil einer gemeinsamen Eintragung auf der Liste des UNESCO-Weltkultur- und Naturerbes – Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland.
Die prachtvolle Fahrt beginnt am Ufer des Stausees Zemplínská šírava, wo du dich austobst und danach zum See Morské oko hinüberspringst, dem Tor zum Urwald. Der Zauber des Waldes liegt in seinen paradiesischen Nischen, von Menschen unberührt. Die schützende Einstellung gegenüber den 200 Jahre alten Buchen und die schwierige Erreichbarkeit des Territoriums trugen dazu bei, dass der Buchenurwald in seiner ursprünglichen Harmonie und damit in seiner vollen Schönheit funktioniert. Ganz ohne menschliches Zutun gibt es hier einen kontinuierlichen Kreislauf, in dem alte Bäume den neuen Platz machen und diese an geeigneter Stelle sofort wieder nachwachsen. Die Bewohner des Waldes sind auch seltene Tierarten und es ist nicht so schwer, ihnen zu begegnen: dem Feuersalamander, Alpenbock oder Blauschnegel. Sei nur umsichtig und empfindsam. Sogar Mogli würde es nicht anders tun, erweis ihm den Gefallen und werde sein Kumpel. Erst dann gewährt dir der Wald das Wissen und die Ruhe eines weisen Urwaldes.
Schätze diese Möglichkeit, beug dich im stillen Erstaunen beim Blick auf den Boden, und du wirst leicht die winzigen grünen Stängel und Blätter erkennen, die aus den toten, umgestürzten Stämmen emporwachsen. Diese Möglichkeit ist neu, zumal der Urwald bis 2012 als Teil der hiesigen Militärwälder unzugänglich war.